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Ästhetisches
Bewusstsein

ALS EIN SICH ENTWICKELNDES PHÄNOMEN,
EIN KOMPLEXER SYSTEMANSATZ

Stellen Sie sich vor, Sie kommen auf einem neuen Planeten an...

Die Landschaft ist voller seltsamer, ungewohnter Strukturen – organische Formen, die sich seltsam schön anfühlen. Sie können nicht genau benennen, was Sie sehen, aber Sie spüren etwas tief in Ihrem Inneren. Dann, mit der Zeit, geschieht etwas Merkwürdiges. Sie beginnen, die Formen zu erkennen, die geometrischen Muster des Lebens, die Sie einst auf Ihrem Heimatplaneten kannten. Vertraut und doch anders.

Deshalb frage ich jetzt:

Fanden Sie sie schön, weil sie wirklich fremd waren, oder weil sie Sie irgendwie an etwas zutiefst Vertrautes erinnerten?

Ästhetisches Bewusstsein entsteht aus dem Bedürfnis, fragmentierte Ansätze zur künstlerischen und wahrnehmungsbezogenen Erfahrung zu integrieren, die den sensorischen, emotionalen, kognitiven und symbolischen Bereich umfassen.

Diese Fragmentierung wurde sowohl von traditionellen philosophischen Modellen, wie dem kantischen ästhetischen Urteil, als auch von zeitgenössischen neurowissenschaftlichen Ansätzen, insbesondere der Neuroästhetik, vorangetrieben. Neuroästhetikdie dazu neigen, die Ästhetik auf die neuronalen Korrelate von Geschmack und Schönheit zu reduzieren.

Als Antwort auf diese Einschränkungen schlägt diese Forschung vor, das ästhetische Bewusstsein als ein emergentes Phänomen innerhalb komplexer adaptiver Systeme zu verstehen. Aus dieser Perspektive ist die Ästhetik weder ein festes Attribut des Objekts noch lediglich eine biologische oder kulturelle Reaktion, sondern ein dynamischer Prozess, der sich in der Interaktion zwischen dem Subjekt, der Umwelt ( sowohl unmittelbar als auch kulturell), und ihre Wahrnehmungsstrukturen.

Konzepte wie fraktale Selbstreferenzialität, Musterentstehung, und Kontext-Sensitivität tragen dazu bei, eine nicht-reduktionistische Vision der Ästhetik zu formulieren, in der das Bewusstsein nicht als Epiphänomen, sondern als aktive Funktion der Integration, Reorganisation und Bedeutungsgebung gesehen wird, die lebenden Systemen innewohnt, die ihre Welt durch ästhetische Erfahrung mitbestimmen.

Diese Selbstreferenzialität ist nicht nur konzeptionell, sondern hat auch einen visuellen und strukturellen Ausdruck, der in fraktalen Mustern und/oder Chaostheorie. So wie diese Strukturen aus der Wiederholung einer einfachen Regel auf sich selbst aufgebaut sind, manifestiert sich das ästhetische Bewusstsein als eine dynamische und rekursive Konstruktion des Subjekts, das sich selbst in Bezug auf die Umwelt erfährt und reorganisiert.

Diese Forschung wendet eine praxisbasierte Methodik an, die auf transdisziplinärer Forschung und Kreation basiert. Durch den Einsatz von fMRI-Daten als Rohmaterial entwickelt das Projekt ein visuelles System, das neuronale Aktivitäten in dynamische Bilder umsetzt, die von fraktalen Strukturen und der Chaostheorie inspiriert sind. Ziel ist es nicht, ästhetisches Bewusstsein darzustellen, sondern es durch die Interaktion zwischen Form, Wahrnehmung und verkörperter Interpretation hervorzurufen und zu erzeugen.

Die Verwendung von visuellen Programmierumgebungen und neuronalen Daten ermöglicht eine spekulative ästhetische Praxis Spekulative ästhetische Praxis wo die Form aus der Erkenntnis entsteht und die Erkenntnis durch die Form umgestaltet wird. Diese rekursive Schleife bildet einen methodologischen Rahmen, in dem der Akt des Machens auch ein Akt des Wissens ist.

Am Ende ist das, was wir als „Schönheit“ bezeichnen, vielleicht weder eine feste Eigenschaft des Objekts noch eine vordefinierte Reaktion des Gehirns, sondern eine Resonanz-ein rekursives Echo zwischen Körper, Geist und Welt. Ästhetisches Bewusstsein entsteht als ein lebendiger Prozess der Mustererkennung, der Bedeutungsgebung und der Transformation.

Fraktale bieten eine überzeugende Metapher und ein Modell für diesen Prozess: selbstähnliche Strukturen, die sich über verschiedene Maßstäbe hinweg reorganisieren und durch Wiederholung und Variation Komplexität erzeugen. Wie lebende Systeme sind sie nicht statisch, sondern anpassungsfähig – sie verändern sich selbst, um den Fluss, die Kohärenz und die Identität im Laufe der Zeit zu erhalten. In diesem Sinne wird die ästhetische Erfahrung zu einer fraktalen Schleife – einem rekursiven Wechselspiel zwischen Wahrnehmung, Erinnerung und Affekt, bei dem jede Begegnung das Selbst auf subtile, aber dauerhafte Weise rekonfiguriert.

Schönheit wird also nicht nur wahrgenommen – sie wird ausgeführt, in der fortlaufenden Selbstorganisation des Bewusstseins inszeniert. Das Fremde wird nicht allein durch Erkennen vertraut, sondern durch Integration: die innere Neuordnung der Muster der Welt innerhalb der kognitiv-emotionalen Architektur des Körpers.

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